Der Kolonialismus und sein Einfluss auf die Gegenwart

Hilflose Opfer oder autonome Herrscherinnen? Frauenleben in Afrika zwischen Realität und Mythos neu  

kostenfreier Online-Vortrag (Hybrid)
In Kooperation mit der Fachstelle zur Prävention
weiblicher Genitalbeschneidung WemuFra,
des Landratsamts Neu-Ulm und der vh Ulm.

„Bin ich etwa keine Frau?“ (Ain’t I a woman) fragt wütend Sojourner Truth auf einem Frauenkongreß in Akron (Ohio) 1851. Und sie fährt fort: „Ich habe 13 Kinder geboren und gesehen, wie sie in die Sklaverei verkauft wurden... Sehen Sie mich an... Ich habe gepflügt, gepflanzt und die Ernte eingebracht und kein Mann hat mir gesagt, was zu tun war.“ Der Aufschrei einer einfachen schwarzen Frau richtet sich dagegen, dass Männer ihr sagen, wie sie als Frau zu sein und was sie zu tun habe. Sie protestiert aber auch dagegen, dass weiße, wohlhabende Frauen sich anmaßen, für sie zu sprechen. Die Mehrfachdiskriminierung, die sie eindrucksvoll beschreibt, als Schwarze, als arme Frau und wegen ihres Geschlechtes benachteiligt und bevormundet zu werden, führte zur Entwicklung der Theorie der Intersektionalität, die menschliches Dasein als „Entanglement“, dem Zusammenwirken und der Überschneidung mehrerer Faktoren versteht, ein Konzept, das von schwarzen Feministinnen in der Diaspora entwickelt wurde (etwa Kimberlé Crenshaw).

Auch in Afrika protestieren schwarze Frauen gegen aufoktroyierte Rollenbilder von Weiblichkeit. Erst Missionare und Kolonialbeamte hätten sie aus ihren Berufstätigkeiten gerissen, die sie in den alten Kulturen immer ausgeübt hätten, sie ihrer Rechte beraubt und in Hütten gedrängt, entsprechend der in Europa verbreiteten Dichotomie Öffentlich (als Wirkungsbereich für den Mann) und Privat (als Wirkungsbereich für die Frau). Auch mit den Geschlechtertheorien weißer Feministinnen können sie sich nicht identifizieren. Konnten sie mit der Unabhängigkeit ihrer Länder auch ihre alte Souveränität zurückgewinnen? Und wie weit reichte diese eigentlich? Ist die Vorstellung, Frauen in Afrika seien autonom gewesen und hätten über Männer geherrscht (Matriarchat) nicht ein europäischer Mythos? Ebenso wie der umgekehrte, Frauen seien als hilflose Opfer ganz der Suprematie weißer Fremder ausgeliefert gewesen.

Der Vortrag wird in einem Überblick einige Grundlagen der Lebensformen afrikanischer Frauen in verschiedenen Zeitphasen (vorkolonial, kolonial, unabhängig bis Gegenwart) vermitteln. Er wird versuchen, die große Vielfalt der Faktoren zu benennen und Unterschiede zu berücksichtigen. Dabei gilt es auch, matrilineare, patriarchale und polygame Konzepte des Zusammenlebens zu erläutern. Schließlich soll es um verbreitete Vorstellungen in Deutschland gehen: Wo begegnen uns Bilder von afrikanischen Frauen und welche Funktion erfüllen diese? Eine angeregte Diskussion im Anschluss an den Vortrag ist ausdrücklich erwünscht.

Dozenten: Prof. Dr. Bea Lundt, Nina Paarmann, M. A.

Die Zugangsdaten:

Link: https://us02web.zoom.us/j/89657078150?pwd=7krv9YkcmVNbWlgAumFESeSxB4hndb.1

Meeting-ID: 89657078150

Passwort: 926534





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Freitag, 09.05.2025, 18:00 - 20:30 Uhr
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Fr 09.05.2025 18:00 - 20:30 Uhr Hybrid-Kurs
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